Erkrankungen & Therapien
Bei Vorhofflimmern arbeiten die Vorhöfe des Herzens unregelmäßig und häufig mit einer Frequenz von über 300 Schlägen pro Minute. Normal wären etwa 60 bis 80 Schläge pro Minute. Beim gesunden Menschen sendet ein herzeigener Schrittmacher, der Sinusknoten, elektrische Signale aus, die das Herz zum Schlagen anregen. Deshalb wird ein normaler Herzrhythmus auch Sinusrhythmus genannt. Bei Vorhofflimmern schicken aber weitere Herde, auch Foci genannt, elektrische Signale in die Herzvorhöfe und animieren das Herz zu zusätzlichen Schlägen. Die meisten dieser Foci haben ihren Ursprung in den Lungenvenen, auch Pulmonalvenen genannt, die in den linken Herzvorhof münden. Durch das Flimmern pumpt das Herz weniger Blut. Das Blut wird dadurch nicht mehr aus den Vorhöfen in die Herzkammern gepumpt. Die Folge ist, dass das Blut gerinnt: Es können Blutgerinnsel im Vorhof entstehen, die mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall auslösen.
Patienten mit Vorhofflimmern klagen häufig über Atemnot, Herzklopfen, Herzrasen, ein Druckgefühl in der Brust, ungewöhnliche Müdigkeit, Kurzatmigkeit oder Schwindel. Rund 30 Prozent der Patienten haben aber überhaupt keine Beschwerden. Solche asymptomatischen Episoden führen dazu, dass eine frühzeitige Erkennung der Erkrankung meist schwierig ist. Deshalb ist es wichtig, auf den eigenen Herzschlag zu achten und regelmäßig Puls zu messen. Sinnvoll ist es in jedem Fall, den Arzt auf das Thema anzusprechen. Er kann anhand verschiedener Methoden, wie Elektrokardiogramm (EKG), Langzeit-EKG oder einem elektrophysiologischen Test, ein eventuell vorliegendes Vorhofflimmern diagnostizieren.
Da beim Vorhofflimmern die meisten Herde ihren Ursprung in den Pulmonalvenen haben, ist es das Ziel, die unerwünschten elektrischen Impulse aus den Pulmonalvenen zu unterbinden. Dazu werden gezielt Gewebezellen zerstört. Die entstehenden Vernarbungen sorgen dafür, dass keine elektrische Leitung zwischen den Pulmonalvenen und dem Vorhof mehr möglich ist. Extraschläge aus der Pulmonalvene können so nicht mehr an den Vorhof weitergegeben werden und der normale Sinusrhythmus bleibt bestehen.
Die Pulmonalvenen-Isolation (PVI) ist ein zwar hochspezialisierter, aber minimal-invasiver Eingriff, der von einem Elektrophysiologen durchgeführt wird. Es gibt verschiedene Verfahren. Allen gemeinsam ist, dass ein Verödungsring rund um die Einmündung der Pulmonalvenen in den Vorhof erzeugt wird. Das kann durch Hitze oder Kälte erreicht werden.
Die Möglichkeit einer Ablation mit Kälte ist schon seit 2004 erprobt und mittlerweile als Goldstandard ein etabliertes Verfahren. Bei diesem Verfahren wird ein Kryoballonkatheter schmal zusammengefaltet über die Leistenvene in das Herz eingeführt. Dank der anatomischen Form des Kryoballons können die Ärzte die Pulmonalvenen schnell und effizient erreichen und behandeln. Befindet sich der Ballon an Ort und Stelle, wird er mit Gas gefüllt und aufgeblasen. Dann kann der Ballon gegen die Pulmonalvenenmündung gedrückt werden. Die Vereisung geschieht, indem flüssiges Lachgas in das Innere des Ballons abgegeben wird. Das Lachgas verdampft und entzieht dem umliegenden Gewebe Wärme. Die betroffenen Herzmuskelzellen werden an den Kontaktstellen ringförmig verödet. Nach der Verödung wird das Lachgas wieder aus dem Ballon abgelassen und der schmale Katheter durch das Venensystem zurückgezogen. Die Kryoablation verursacht geringe oder gar keine Beschwerden oder Schmerzen und kann deshalb meist ohne Vollnarkose durchgeführt werden.
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